Ein Moment zum Innehalten
„Ich werde alle Herzen an mich ziehen.“
Rüchblick – Lissabon 2015: Wer schon einmal in Lissabon war, der wird wissen, wovon ich jetzt schreibe. Auch wenn ich nicht wirklich religiös bin, so hatte ich während meines Aufenthalts in der portugiesichen Hauptstadt doch irgendwie einen überwätigenden Moment.
Steht man am Ufer des Tejo, so befindet sich rechts zum einen die Brücke des 25 April und dahinter unverkennbar die Cristo Rei Statue im Vorort Almada, die sich der Brücke und Lissabon zuwendet. Ich hatte ohnehin eine Fahrt mit der Fähre geplant und so habe ich mich auf den Weg nach Cacilhas gemacht, um von dort aus zum Cristo Rei zu wandern. Und es war wirklich eine kleine Wanderung, bergauf, bei 40 Grad im Schatten. Während andere Besucher bequem den Bus nach oben genommen haben, habe ich mir den Weg erwandert. Ca. eine Stunde und eine große Mineralwasserflasche später war ich dann endlich am Ziel angekommen und stellte, wie so oft während meiner Reise, fest, dass sich der Weg gelohnt hat. Der Aussichtspunkt ist wohl einer der schönsten Lissabons.
Die 28 m hohe Statue steht auf einem 75 m hohen Sockel und wie so oft im Leben, kommt man sich in so einem Moment unglaublich klein vor. Mit dieser Größe ist die Statue die siebthöchste Christusstatue der Welt.
Am Eingang der Begegnungsstätte steht ein schöner und vor allem sinnreicher Spruch in sämtlichen Sprachen: „Ich werde alle Herzen an mich ziehen.“ Und wenn man dann vor dieser monumentalen Statue steht, dass weiß man was wohl mit diesem Spruch gemeint sein könnte. Cristo schaut hinunter auf die Stadt und empfängt die Welt mit weit ausgebreiteten Armen. Und die Welt pilgert zu ihm, so kam es mir wirklich vor, denn mit mir wagen etliche Menschen unterschiedlicher Nationalitäten den Weg hinauf. Denn das Besondere an dieser Statue ist, dass sich im Innern des Sockels eine Kapelle befindet. Etwas, das ich so auch noch nicht erlebt habe. Einen Teil der Strecke legt man mit dem Aufzug zurück, der Rest wird munter hinauf gelaufen. Für eine Aussicht, die sich wirklich lohnt und für einen Moment, den man in dieser Form vermutlich nur einmal erleben wird. Und ein kleines bisschen hat man als Besucher da oben das Gefühl Cristo würde einen in seine Arme schließen. Wie bereits erwähnt, ich bin kein allzu religiöser Mensch, aber ich habe während meiner Reise in Kirchen oder an Gedenkstätten meistens Kerzen angezündet. Nicht für mich selbst, sondern für die Menschen, die mir sehr am Herzen liegen. Ich selbst habe mir allerdings immer einen kleinen Moment der Ruhe, der Einkehr gegönnt. Vor allem, um mir immer wieder bewusst zu machen, dass ich diese Reise nicht als Selbstverständlichkeit sehen darf. Und um dankbar zu sein, dass ich jedes Ziel dieser Reise gesund erreicht habe. So stand ich also dort oben an der Cristo Rei Statue, habe einen Moment meine Augen geschlossen und es mag jetzt ein wenig pathetisch klingen, aber vor meinem inneren Augen liefen ein paar der vielen Eindrücke wie ein Film ab. Und dann geht man mit einem Lächeln im Gesicht weiter und trägt eben jene Dankbarkeit in sich.