Europa,  Irland

Ausflugstouren – An sich eine schöne Sache, aber…

Rückblick – Irland 2015:

Wenn man sich für Ausflugstouren innerhalb eines Landes entscheidet, so sollte man sich natürlich darüber bewusst sein, dass man im Prinzip einen Tag mit fremden Menschen verbringt. Und irgendwie trifft man auch immer wieder auf Holländer, egal in welchem Land, egal in welcher Stadt, sie sind meistens nicht weit.
Eines vorweg: Ich habe natürlich nichts gegen Holländer im Allgemeinen, gegen einige Landsleute im Speziellen aber irgendwie schon. Und darin wurde ich nun auch wieder bestätigt als ich meine Ausflugstour zum „Giant’s Causeway“, der Straße der Riesen, in den Norden Irlands antrat. Der „Giant’s Causeway“ ist seit 1986 UNESO-Welterbestätte und besteht aus ca. 40000 Basaltsäulen, die gleichmäßig geformt sind und etwa fünf Kilometer entlang der Klippen ins Meer münden und einer Legende nach an der schottischen Küste wieder auftauchen.

Am frühen Morgen gegen 7:10 Uhr war der Bus bereits bis fast auf den letzten Platz gefüllt, denn es stand natürlich auf dem Ticket und auf der Buchungsbestätigung, dass man sich bitte 15 Minuten vor Abfahrt an der Haltestelle einfinden solle. Das garantiere immerhin einen reibungslosen und vor allem pünktlichen Ablauf. Allerdings gibt es natürlich immer Leute, deren Uhren irgendwie anders ticken als alle anderen und die folglich zu spät kommen. Somit gibt es dann auch nicht mehr viele freie Plätze im Bus und es kann vorkommen, dass eine Gruppe dann eben getrennt sitzen muss. So weit, so gut. An jenem Morgen stieg dann allerdings eine Kleingruppe Holländer zu: Zu den anderen in den Bus und vor allem zu spät. Allen voran eine Frau, nennen wir sie an dieser Stelle Gundula… Die Gruppe verteilte sich schweigend und ihr Schicksal akzeptierend auf die übrigen Sitzplätze und gerade als alle saßen und der Bus quasi fast losfuhr, sprang Gundula ruckartig von ihrem Sitz hoch, lief durch den Bus und frohlockte „Everybody excited for the Giant’s Causeway?“ Stille. Keiner antworte. Nicht einmal ihre Gruppe. Vermutlich dachten alle ähnlich wie ich „Morgens um 7.15 Uhr, bitte einfach mal die Klappe halten.“ Kurzum ging sie geknickt zu ihrem Platz zurück und im Prinzip war sie schon den ganzen Tag unten durch bei mir. Ich weiß auch nicht, aber manchmal sind einem Menschen direkt unsympathisch und solche Aktionen machen es nicht unbedingt besser. Ihren Begleitern war das schon irgendwie peinlich und das Ganze fand dann seinen Höhepunkt als Gundula am Giant’s Causeway angekommen wieder lauthals brüllte. „Oh nice, everybody is climbing on the rocks, oh yeah, climbing on the rocks.“
Ich knipste so meine Fotos vor mich hin und musste mich nicht einmal umdrehen, um zu erahnen, wer sich da gerade meinem Standpunkt näherte. Gundula climbte also fröhlich auf den Steinen herum.

Doch nicht nur die Holländer scheinen oftmals eine Spezies für sich zu sein. Wir Deutsche stehen ihnen da manchmal in Nichts nach.
So habe ich es bei meiner Ausflugstour zu den Cliffs of Moher erlebt. Vor mir saßen vier Frauen, offensichtlich Freundinnen, die gemeinsam Urlaub machten. An sich noch nichts Besonderes, allerdings haben besagte Frauen während der vierstündigen Fahrt in den Westen des Landes, sämtliche Themen besprochen, die man als Frauen nun mal so bespricht. Auch das ist an sich ja noch kein Problem, nur wird es schwierig, wenn man sich der eigene Lautstärke seiner Unterhaltungen gar nicht mehr bewusst ist. Ich bin ja grundsätzlich mit iPod und guten Kopfhörern ausgestattet, sodass ich mich, im Ernst- und Notfall bestens von der Außenwelt abschotten kann. Mein Akku war auch voll geladen, sodass er problemlos die Hin- und Rückfahrt überstehen konnte. Allerdings haben die Unterhaltungen, meine Musik noch überschattet. Ich wusste irgendwann zwangsläufig darüber Bescheid, welchen Zyklus Vivien hatte und wieso Anna mit Frank Schluss gemacht hatte und was Tobias eigentlich für ein Riesenarschloch war. Anfangs war ich amüsiert, am Ende nur noch genervt. Mein Pech war einfach nur, dass ich auch noch jedes Wort, von dem was sie da vor sich hinbrabbelten, verstand. Alle anderen Fahrgäste waren scheinbar gar nicht erst Deutsch. Deren Glück!


Auf der Rückfahrt habe ich mich mit einem amerikanischen Ehepaar ausgetauscht, weil man irgendwie immer mit irgendwem ins Gespräch kommt. Wir hatten uns gewundert, wieso man eine Raststätte in der Mitte Irlands wohl nach Barack Obama benannt hatte und hatten über mögliche Gründe gewitzelt. (Der tatsächliche Grund war, das Obama wohl irische Verwandete hatte, die im County Monegal gelebt haben. Wieder etwas dazu gelernt.) Sie wollten von mir wissen, wo ich schon überall war und welche Städte man in Deutschland besucht haben sollte. Die Zeit verging und gerade als wir in der Innenstadt von Dublin einfuhren, kam aus der Reihe vor mir ein extrem geistreicher Kommentar „Nee Anna, hier sind wir gestern nicht spazieren gegangen. Das ist nicht die Liffey. Wir sind doch die O’Conell Street herunter gelaufen.“ So, damit war für mich auch klar, dass um den IQ der Damen doch nicht so gut bestellt war, denn natürlich war es die Liffey, an der unser Bus vorbei fuhr, denn in Dublin gibt es nur diesen einen Fluß. Und ja, die O’Conell Street mündet quasi am Ufer dieses Flußes!

Aber natürlich kann es auch anders laufen. Während meiner Ausflugstour nach Wicklow und Glendalough habe ich ein amerikanisches Mädchen kennen gelernt, mit der ich den gesamten Tag über so viele gute Gespräche geführt habe, dass ich noch heute mit ihr über Facebook in Kontakt stehe.